Ich höre Stimmen III

Der Begriff „Held“ ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine tolle Sache :twisted: ! Es kann eine nette Umschreibung eines geistig untermotorisiertem Mitbürger sein, es kann aber auch ernst gemeint sein im Sinne des Wortes. Von einem solchen echten Helden möchte ich hier erzählen.

Bei manchen unserer Garantieprodukte ist eine Mobilitätsgarantie Bestandteil des Pakets. Dadurch werden im Pannenfall bis zu einem begrenztem Rahmen Leistungen wie Abschleppen, Ersatzwagen, Übernachtung oder ähnlichen wie von den Gelben BEngeln bekannt und promotet möglich gemacht.

Eben wie gesagt in begrenztem finanziellem Rahmen, die Limits für Leihwagen zum Beispiel sind eben in der Regel nur für 3 Tage bei maximal 150,-€ gesetzt, Mobilität eben und nicht mehr.

Ich hatte vor schon etwas längerer Zeit eben einen solchen Mobilitätsfall, meinen ersten richtigen. Zuvor nur mal kurz eine Kostenübermahme für Bergung verschicken, sonst noch nichts dergleichen. Und damit das ganze noch ein wenig reizvoller wird, klingelte das Telefon am Freitag um 17.30Uhr. Die Meldung erfolgte durch den Kunden selber, einem Mann fortgeschrittenerem Alter der Stimme und Auftreten nach zu urteilen, der sich als mehr als nur freundlich und vor allem verständnisvoll herausstellen sollte.

Und jetzt wurde es richtig stressig: der Kunde war im tiefsten Bayern mit 3 Mitreisenden für 14 Tage zur Erholung und wollte eigentlich die Heimreise ins Rheinland antreten, als sein Auto mit einem lauten Knall und einer Ölpfütze unter der Motorkapsel den Dienst verweigerte, Verdacht auf Getriebeschaden. So, kurze Zusammenfassung: Freitag, spät nachmittags, vollbeladenes und vor allem defektes großes Auto, rund 600km fern der Heimat und willens, dies zu ändern. Das besorgen eines Schleppwagens war das kleinste Übel, kurz den Bereich gecheckt, ein Telefonat und ein Fax, schon wartete der Bergespezialist auf mein Go. Etwas schwieriger gestaltete sich dann das finden einer Vertragswerkstatt in der umliegenden Gegend. Ich kenne es aus meiner aktiven Zeit – nichts ist ärgerlicher als wenn Nachts oder am Wochenende Fahrzeuge einfach irgendwo im Hof oder auf der Straße vor der Werkstatt abgestellt werden ohne Gruß und vor allem ohne unterschriebenen Auftrag, Schlüsel ist bei 50% dieser Fälle dann auch Fehlanzeige. Also versuchte ich natürlich, zumindest noch einen Hausmeister in einer der zur Auswahl stehenden Werkstätten zu erreichen, um meinen Kunden anzumelden. Vor allem dauert es bei Motor- und/oder Getriebeplatzern erfahrungsgemäß etwas länger, bis alles Öl aus der Verkleidung gelaufen ist, also möchten sich eine Wanne oder Ölbinder unter dem Motorraum einfinden, um größere Sauereien zu vermeiden. Mittlerweile war es schon knapp 18.00Uhr, die Chancen, noch jemanden zu erreichen waren also sehr gering. Bei der dritten Werkstatt hatte ich dann Erfolg, dieses Wunschziel teilte ich daraufhin dem Schleppunternehmer mit, der daraufhin ausrückte.

Jetzt stand aber immer noch mein Kunde im südlichsten Bayern mit seiner Reisebegleitung sowie dem Gepäck und wollte eigentlich nach Hause fahren… In einem weiterem Telefonat mit ihm informierte ich ihn erst mal über den bisher positiven Verlauf – Werkstatt gefunden, Schleppwagen geordert – und erklärte ihm daraufhin die vorhanden Möglichkeiten bezüglich Leihwagen. Jetzt kommt der Part, wo sich viele Kunden an diesem netten Mann eine Scheibe abschneiden können: Er braucht ein ordentliches Auto, Touran z.B. sollte es schon sein. Und über die Mehrkosten solle ich mir keine Sorgen machen, er nimmt was er von uns bekommt und gut ist’s, den Rest legt er gerne selber drauf. Und den Wagen braucht er auch erst ab morgen, er hat zwischenzeitig schon wieder im Hotel eingecheckt. 8) Ein derartig entspanntes Entgegenkommen ist mir seither eigentlich nicht mehr wiederfahren, ein wenig gestresstes Verhalten, vor allem wenn die Kunden selber anrufen, ist eher die Tagesordnung. Ich teilte dem Kunden also mit, daß ich mich jetzt als nächstes um seinen Mietwagen kümmern würde, seinen Ansprüchen entsprechend, und daß er innerhalb der nächsten 15 Minuten mit dem Eintreffen des Abschleppdienstes rechnen könne.

Die Beschaffung des Leihwagens war dann fast das leichteste, die dem Hotel am nächsten gelegene Station gesucht (wir haben tolle Software! ;) ), Anruf in der dementsprechenden Zentrale, Frage nach Verfügbarkeit, Fax geschickt, ab 9.30Uhr am nächsten Tag sollte der Wagen bereit stehen. Als ich meinen Kunden das letzte mal vor dem Wochenende anrief, um ihm dieses mitzuteilen, sagte er mir, daß gerade sein Auto verladen werden würde und er bedankte sich für die schnelle und unkomplizierte Hilfe. Damit konnte ich mich dann mit ein wenig Verspätung in mein Wochenende verdrücken…

Ein komisches Wochenende… normalerweise kann ich zumindest seitdem ich nicht mehr in der Werkstatt bin (es waren zumindest zuletzt echte Scheißzustände…) am Wochenende die Arbeit total ausblenden, dieses Mal ging es nicht wirklich. Ich hatte echte Zweifel, ob denn alles glatt gegangen ist und ob mein Kunde gut nach Hause gekommen ist, es war immerhin mein „erstes Mal“. Wäre das unter Tags gewesen und nicht am Freitag Abend, hätte ich ja mitbekommen, ob es funktioniert oder nicht.

Umso erleichterter war ich dann am Montag, als mich gegen 10.00Uhr der Kunde anrief, um sich bei mir für die Unterstützung zu bedanken, er wäre wohlbehalten zu Hause angekommen. Und sein Auto wäre auch schon wieder so gut wie Fahrbereit, es wäre nur eine defekte Antriebswelle gewesen. Er würde den Leihwagen noch bis Mittwoch behalten, das habe er mit der Vermietung schon ausgemacht, und dann sein Auto abholen. Er fragte dann noch an, ob er sich irgendwie erkenntlich zeigen könnte, wie er einen Präsentkorb oder so schicken könne… 8) Aber diese Offerte musste ich leider ablehnen.

Geblieben ist mir jedoch etwas anderes: Das Wissen, daß es zum Glück noch genug Menschen gibt, die man mit einfachen Dingen zufriedenstellen kann und die sich dafür noch richtig erkenntlich zeigen. Und irgendwie ein saugutes Gefühl, jemandem echt geholfen zu haben, und das nur aus der Ferne – irgendwie echt mächtig!  :D

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