„Ändert euren Namen!“

Bezugnehmend auf einen Artikel im Spiegel-Online möchte ich hier meine dort im Leserforum veröffentlichte Reaktion zum besten geben. Es kann einfach nicht sein nach über 20 Jahren, daß die Arschlöcher Presseheinies es noch nicht gefressen haben, daß sie beim Thema Onkelz völlig an der Wahrheit vorbei berichten bzw. berichtet haben. Meine Antwort darauf.

„Ändert euren Namen!“

So forderte es in den 90ern die Presse, auch der Spiegel, von den Onkelz. Zwischenzeitig ist etwas ganz anderes passiert, etwas, womit im Vorfeld weder ein Reporter noch die Fans gerechnet hätten. Um genau zu sein vor knapp 3 Jahren haben die Böhsen Onkelz sich aufgelöst, der Name ist nur noch eine Erinnerung in den Köpfen und Herzen derer, die sie in den 25 Jahren ihrer Existenz begleitet haben. Der Name ist also Geschichte, genau genommen.

Könnte man zumindest meinen.

Nein. Nicht ganz. Ein netter Onkel vom Spiegel, namentlich Philip Oehmke, hat den Namen doch nicht ganz vergessen. Und schätzungsweise der für diese Schreibermarionette verantwortliche Redakteur ebensowenig. Und schon kommt wieder eines zum anderen, wir sind wieder an dem Punkt, an dem Stephan Weidner – damals noch mit den Onkelz – schon 1991 war: wir sind wieder bei der verlogenen und verleumderischen Presse. Was Herr Oehmke hier auf diesen 2 Seiten wertvollem Serverspeicherplatz zum besten gegeben hat, wäre nicht mal die Druckerschwärze für eine Bildzeitung wert, ein Niveau, auf das der Spiegel leider immer mehr zudriftet, unabhängig von dieser hier zu besprechenden Stilblüte. So kommt es, daß ich bei der Lektüre des in der Print-Ausgabe veröffentlichtem Interview mir schon mehrfach ungläubig die Augen reiben musste, um zu verstehen, was dort geschrieben stand, den letzten Glauben in eventuelle Seriösität habe ich beim lesen besagten Online-Artikels völlig verloren.

Mir macht es den Eindruck, als ob dieser Sachverhalt unter anderem auf ein Jahrelanges Presseboykott seitens S. Weidner und der Onkelz zurückzuführen ist. Die Presse und eben auch eines der drei größten Nachrichtenmagazine Deutschlands fühlten sich in Ehre besudelt, ausser in ihren Archiven gebunkerten Halbwahrheiten und Hirngespinsten sowie den von den Onkelz für Geld zu erwerbenden Informationen in Form eines Buchs kein Material zur Berichterstattung zu haben. Und trotz ihrer Diffamierung und trotz dem das Thema irgendwann ignoriert wurde, wurde die Band immer erfolgreicher. Und immer noch durfte man nicht auf den ollen Kamellen rumkauen in Form eines Interviews. Daß so etwas Spuren hinterläßt, sich ein sensationsgeiler Schreiberling auf den Schlips getreten fühlt und diese einmalige Gelegenheit, den S. Weidner zu interviewen, dann gleich so ausschlachtet, war doch klar. Auch auf dieser Seite, der der Presse, gibt und gab es angestaute Wut.

Was für mich unter anderem an dem Artikel völlig stört, ist die Art wie Herr Oehmke sich über die Titel der Songs auf der neuen Platte auslässt, als wären sie Aussatz. Angesichts der aktuellen Chartplazierung ein eher hilfloser Versuch, das Werk Weidners zu diffamieren. Darf nur ein Spiegel, Stern, Focus oder eine Bild mit Schlagzeilen, die vor Blut und Gewalt nur so triefen, aufmachen? Ich behaupte, Herr Oehmke hat allenfalls die Trackliste gelesen und hatte dann mit seinem beschränktem Verstand schon mehr Informationen als er hätte verarbeiten können, für ein intensives Probehören des Albums oder ein lesen des Booklets hat es kognitiv wohl nicht mehr gereicht. Ansonsten hätte er wohl oder übel erschreckt festgestellt, daß diese, ich gebe zu, auf den ersten Blick sehr hart klingenden Titel jeweils einen lyrisch viel tieferen Hintergrund haben, der sich dem geneigten Zuhörer wie schon bei den Werken der Onkelz erst bei genauerem hinhören in seiner vollen Breite eröffnet.

Auf das rumtreten auf dem ausgelatschten Rechtsrock würde ich am liebsten gar nicht eingehen, aber verbeissen kann ich es mir auch nicht. Das einzige „rechte“ Lied, auf dem jeder Schmierfink von Konstanz bis Flensburg rumhackt, wurde von der Band in ihrer Punkzeit (!) geschrieben und befasst sich nicht mit politischem oder rassistischem Ausländerhass. Dieser Song, so man ihn so nennen darf (es lag lediglich ein eigentlich nie veröffentlichtes Demotape vor, welches von dem ersten Plattenproduzentem der Band im nachhinein auf einem Bootleg veröffentlicht wurde) wurde aus der Wut auf das Leben in besagtem Wohnblockghetto mit seiner hohen Anzahl türkischer Mitbewohner geschrieben, welche den damals noch drei Jungs (man muss es sagen!) ziemlich das Leben schwer machten. Das Album „der nette Mann“ wurde wegen zwei ganz anderen Songs indiziert, einer war über Fußballrandale, der andere, „der nette Mann“, war ein Song gegen Kinderschänder (wohlgemerkt 1984!) welcher in der 1. Person singular geschrieben war, was anscheinend geistig zu viel war für die Bundesprüfstelle – somit wohl auch für die Presse.

Um hier mit dem echt schlechten Harz 4- und Ossiklischee aufzuräumen – meine Vorredner haben damit ja auch schon angefangen – hier ein paar Fakten zu meiner Person. Glaubt man so niederträchtigen Gestalten wie zum Beispiel einem Oswald Metzger, haben Harz 4-Empfänger nicht viel mehr im Kopf als Fressen und Saufen – Herr Oehmke gesteht ihnen auch noch die Onkelz zu, ich bin mir sicher, die Leute sind ihnen dankbar dafür! Ich jedenfalls bin ein 32-jähriger Bayer, Münchner Raum, und war noch nie arbeitslos. Im Gegenteil, ich habe, obwohl ich in der regulären Schulzeit nicht mit Leistung brillieren konnte, mein Leben durch harte Arbeit und Willen im wahrsten Sinne des Wortes gemeistert. Um es kurz zu machen: ich habe eine Lehre als Mechaniker mit 2 abgeschlossen, habe im Anschluß 4 Jahre beim Bund gedient und bin mittlerweile Kfz-Technikermeister mit einem gut bezahltem Job bei einer großen deutschen Versicherung. Keine Spur von Assi, Harz 4, Ossi und dumm, oder, Herr Oehmke? Und jetzt kommt der Punkt, an dem sie wahrscheinlich verzweifeln werden, ich höre seitdem ich 15 bin die Musik der Böhsen Onkelz, habe also meine Jugend mit ihnen durchlebt wie so viele andere heute erfolgreiche Menschen auch. Rechte politische Gesinnung, Ausländerhass jeglicher Art sowie Gewaltbereitschaft liegen mir schon immer fern. Und ich war auch im Gegensatz zu Ihnen am Lausitzring, und, sie werden es nicht glauben, von den 120000 anwesenden Fans waren den Kennzeichen nach wenn überhaupt die hälfte aus den neuen Bundesländern.

Wenn sie noch einen Funken Anstand besitzen, revidieren sie noch einmal ihren Artikel hier auf SpOn, ich denke, es würde ihrer Glaubwürdigkeit als Journalist nur gut tun. Wenn sie mit dem gleichen Eifer und Feingefühl und der gleichen Liebe zur Wahrheit, mit dem sie diese Zeilen verfasst haben, ihre anderen Artikel schreiben, dann kann ich keinen ihrer anderen Berichte für voll nehmen.

Ich behalte mir vor, diesen Text auch in meinem Blog zu veröffentlichen.

Hochachtungsvoll,

D. Kurz

2 thoughts on “„Ändert euren Namen!“

  1. Axel

    Sehr gut geschrieben. Du sprichst mir aus der Seele. *thumbsup2*
    Mit Ausnahme meiner geographischen Herkunft, dass ich Ossi bin, kann ich dir nur zustimmen. Aber ich kann beruhigt sagen, ich komme aus gutbürgerlichem Hause und hatte nie irgendwelche Schwierigkeiten. Im Gegenteil, ich hatte immer alles und oft mehr als andere und passe ja nun gar nicht in das vorgeworfene Klischee. Von meinem Umfeld kann ich das auch nicht sagen.
    Es ist eben immer so einfach, eine Schablone zu basteln und dieses immer und immer wieder anzulegen. Mutet wie ein Malbuch aus dem Kindergarten an.
    Quantität statt Qualität halt.
    Die Qualität von Beiträgen ist immer nur so gut, wie man sich selber informiert und auskennt.

    Aktuell bin ich sowas von global veranlagt. Vor allem im Netz trifft man oft die Gattung Troll. Da kommt es hin und wieder vor, dass man welche von seinen Seiten rausbefördern muss, wenn sie nerven. Da sind manchmal soviele Nationalitäten dabei, vor allem auch aus dem eigenem Lande. Ich finde da gehört auch der Herr Oehmke dazu. Würde auch ins Schema der heutigen Zeit passen „Deutschland sucht den Supertroll“

    Die Mehrheit des Restes … In den letzten Jahren hab ich ne Menge globale Freundschaften knüpfen können, die sowas von schön und vor allem beeichernd sein können. Der Witz mit alten Klischees wird von mal zu mal lustiger.

    Soo, heute ist der „W“. Klasse Album, welches für mich als alter Onkelzfan ein „NEU“anfang darstellt. Es rockt, spricht textlich persönlich an und ich bin gespannt wie es W-eiter geht.

    So bis irgendwann …

  2. […] den Link nicht). Deshalb an dieser Stelle noch mal der Verweis auf den ganzen Artikel. Drüben schreibt der Dominique nochmal Allgemein was zu dem Artikel auf Spiegel-online. Diesen Beitrag wollte er übrigens als […]

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